Von Flaggen und Patriotismus 
Hätte ich mich vor einem Monat selber beschreiben müssen wäre mir wohl nie das Attribut „deutsch“ eingefallen, da ich es schon immer als komplett unwichtig empfand wo jemand herkommt. Auch lehne ich Patriotismus als Gedankengut grundsätzlich ab. Leute die 2014 gejubelt haben wir sind Weltmeister kann ich einfach nicht verstehen und da meine Familie durch und durch überzeugte Atheisten sind, sind auch Christliche Bräuche zwar nette Traditionen jedoch weitgehend unwichtig in meinen Augen.
Aber hier in Kanada bin ich überall „die Deutsche“ und treffe lauter stolze Kanadier an. Obwohl sich hier so viele Kulturen mischen, sind die meisten Kanadier die ich bis heute kennenlernen durfte stolz auf ihr Land. Sie hängen die kanadische Flagge an ihren Balkon sagen einstimmig Tim Hortons sei besser als Starbucks und machen dich bei jeder dritten Gelegenheit drauf aufmerksam, dass sowohl Shawn Mendes als auch Justin Bieber aus Kanada kommen.
Kein deutscher ist stolz darauf aus Deutschland zu kommen und dafür fallen mir ja spontan auch zwei gute Gründe ein aber aktuell ist es ein ziemlich cooles Land. Ich vermisse echt viele Dinge die für mich immer selbstverständlich waren. Beispielsweise könnte ich mich jedes Mal drüber aufregen, dass die Kanadier die Steuer erst an der Kasse aufrechnen, was ich zwar nicht tue aber daran merke ich immer wie wohl ich mich mit den deutschen Konventionen fühle. Auch als ich ein kanadisches Bett beziehen sollte kam ich mir vor wie der erste Mensch was in Deutschland eine Sache von fünf Minuten für mich ist, hat mich sage und schreibe eine viertel Stunde gekostet und danach musste ich es mit meiner Gastmutter wieder abziehen weil die Hälfte nicht gestimmt hat. Ob es mir also passt oder nicht es ist doch ein Teil von mir und damit muss ich erst einmal noch klarkommen.

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